Windräder? Nein danke! Massiver Widerstand in Langenwetzendorf.

Klare Ansage in Langenwetzendorf zu neuen Windkraftanlagen (Foto:trö/grz)

(Langenwetzendorf) „Full House“ (volles Haus) – darüber freut man sich nicht nur beim Kartenspiel Poker oder als Veranstalter von Konzerten. Sondern auch die Bürgerinitiative (BI) Langenwetzendorf, die am Mittwoch (06.08.2025) zu einer Informationsveranstaltung bezüglich geplanter „Vorranggebiete Windenergie“ in das Kulturhaus Langenwetzendorf eingeladen hatte.

Interesse der Bürgerschaft an geplanten „Vorranggebieten Windenergie W66/W67“ ist groß – Kulturhaus konnte den Besucheransturm nicht fassen

Das Interesse in der Bürgerschaft am Thema weiterer Aufbau von Windkraftanlagen (WKA) ist in unserer Region augenscheinlich groß. Denn das Kulturhaus konnte den Besucheransturm für diese Info-Veranstaltung gar nicht fassen, die Räumlichkeit platzte förmlich aus allen Nähten. Die Sitzplätze reichten nicht, viele Besucher verfolgten die zweistündige Veranstaltung stehend. Und zwar sowohl im Kulturhaus als auch davor im Freien. Manch einer musste also von draußen zuhören. Olaf Ebert (der für die Technik verantwortlich zeichnete) beschaffte aber einen weiteren Lautsprecher, der im geöffneten Fenster seinen Platz fand. So konnten auch die ca. 50 Besucher draußen den hochinteressanten Ausführungen folgen.

Bürgerinitiative (BI) Langenwetzendorf informiert zu Infraschall und sucht weitere Mitstreiter

BI-Vorsitzender Jörg Distelmeier (64) begrüßte die anwesenden Besucher und stellte – etwas langatmig mit über 30 Minuten – die BI und deren Ziele sowie die Gründungsmitglieder vor. Die BI Lawedo wurde am 6. Juni 2025 mit dem Ziel gegründet, besser gegen die in unserer Region geplanten Vorranggebiete Windenergie (VG-WE) W66 und W67 agieren zu können. Über Internet-Suchmaschinen wird man dazu bei der „Regionalen Planungsgemeinschaft Ostthüringen (RPG-O)“ fündig, u.a. hier. Auf deren Website findet man auch die aktuelle Handreichung aus dem Jahr 2025. Das VG-WE „W-66-Langenwetzendorf/Daßlitzer Kreuz“ soll dabei westlich und östlich von Langenwetzendorf entstehen, mitten in das schützenswerte Gebiet von Feuchtauen und den Stauseen der Region.

Anschließend informierte Katrin Dietzel sehr umfassend zum Thema Infraschall (Interesse an weiteren Details? Folgen Sie dem Link). Leider verließen angesichts der Fülle an Informationen die ersten Besucher den Saal.

Chef der BI aus dem Holzlandkreis vermittelt in seinem Vortrag viele Fakten.

Danach erhielt Olrik Hopfmann-Poller von der BI „Unser Holzland – Kein Windkraftland“ das Wort. Diese BI geht schon seit über 10 Jahren gegen die Windräder an der A9 vor. Hopfmann-Poller informierte umfang- und faktenreich über die Gefahren der Windkraft.

Die Bewohner wären den gesundheitlichen Belastungen durch die „Vogelschredder“-Windräder permanent ausgesetzt, u.a. durch den dauerhaften Abrieb der Rotorblätter. Dieser verteile sich großflächig in der Umwelt.

Hopfmann-Poller ging auch auf die Gefahr des „Flatterstroms“ ein, da – nur – in Deutschland die atom-, gas- oder kohlegetriebenen grundlastfähigen Kraftwerke massiv zurückgebaut wurden. In den Jahren dieser Kraftwerke waren lediglich fünf (in Worten: fünf!) Eingriffe zur Sicherung der Netzfrequenz (sog. redispatch-Maßnahmen) erforderlich. Seit dem Ausbau von Solar und Windkraft sind pro Jahr rund 18.000 Eingriffe notwendig. Netzinstabilität kann aber – wie 2025 auf der iberischen Halbinsel – zu Brownouts oder sogar Blackouts führen. Deren Gefahr und die Folgen werden dadurch immer realer (siehe dazu auch unseren HBV-Beitrag Notfunk im Gesundheitswesen nach Blackout).

Die anwesenden Bürger hörten gespannt den Ausführungen zu und stellten später auch dezidiert Fragen. So warf der anwesende stellvertretende Ortsteilbürgermeister (OTBM) von Triebes, Axel Wagner (CDU), das Thema Schattenwurf auf. Dies würde beim Neubau der geplanten WKA die Schule „⁦Georg Kresse⁩“ sowie das umgebende Wohngebietes in den Monaten Februar/März und August/September betreffen, was durchaus Aha-Effekte bei den Zuschauern hervor rief. Nach Recherchen der HBV-Redaktion darf dieser maximal 30 Minuten am Tag und bis 30 Stunden im Jahr betragen (Quelle: Energieatlas Bayern, Sachsen.de). Ein Bürger der BI Forstwolfersdorf (Sachsen) regte ein gemeinsames Vorgehen an, was erkennbar nicht auf Begeisterung beim BI-Vorsitzenden Distelmeier stieß.

„Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“? Das wird nicht funktionieren.

Jörg Distelmeier grätschte auch sofort rein, sobald Referent Hopfmann-Poller auf die Verantwortung der Politik (egal, ob Ebene Europa, Bund, Land oder Kreis) zu sprechen kam. Das hat etwas von „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ und wird nicht funktionieren. Natürlich ist ein normaler Ton und eine faktenbasierte Diskussion mit Politikern der lösungsorientierte Ansatz. Gleichwohl soll und muss man Politiker (jeder Ebene) mit ihrer Verantwortung für die von ihnen getroffenen Entscheidung konfrontieren. Wie sonst soll ein Umdenken und eine Veränderung im Abstimmungsverhalten erreicht werden? Ein „auf den Sockel heben“ der Entscheidungsträger ist ganz sicher nicht zielführend.

Auch der Hinweis eines Redners, dass die Kreisräte direkt kaum involviert sind, war nicht so richtig gewollt. Die Interessen des Landkreises Greiz werden in der Regionalen Planungsgemeinschaft Ostthüringen (RPG-O) durch Dr. Ulli Schäfer (Landrat), Herrn Geelhaar (Bürgermeister Berga-Wünschendorf) sowie Herrn Langethal vertreten. Wenn diese Herren in der RPG-O „die Hand heben“, ist das Thema durch. Der wichtige Hinweis, welche „Schaltstellen“ man kontaktieren muss, wurde eher „abgewürgt“.

Medien glänzten weitgehend mit Abwesenheit

Dass die „Qualitäts“-Medien und Politiker der „Mitte“ das Gespür für die Sorgen und Nöte der Menschen weitgehend verloren haben, zeigte sich am Mittwochabend auch durch deren Abwesenheit. Die sonst so meinungsstarke Regionalzeitung „Ostthüringer Zeitung (OTZ)“ hatte wohl keinen Redakteur mehr „übrig“, um selbst in Wort und Bild über diese Veranstaltung berichten zu können. Sie wurde jedoch im Nachgang vom BI-Vorsitzenden mit Informationen und Fotos „versorgt“. Vermutlich wird der OTZ-Bericht aber ohnehin hinter einer Bezahlschranke (pay wall) verschwinden. Ebenso zurück hielten sich andere Onlineformate wie „Vogtlandspiegel“ oder „meinRegionalkompass“. Dagegen war der „Heimatbote Vogtland (HBV)“ (das Medienprojekt der Heimatstiftung Greiz-Vogtland e.V.) gleich mit mehreren Redakteuren vor Ort. Auch ein Videoteam der Firma ANVA Design war zur Berichterstattung vor Ort.

Politik entscheidet zwar über WKA und Vorranggebiete, kneift dann aber bei Bürgerprotesten?

Das gleiche Dilemma zeigte sich bei den Politikern. Aus der Bundespolitik glänzte Elisabeth Kaiser (SPD) mit Abwesenheit. Als Mitglied des Bundestages (MdB) und Staatsministerin/Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland (spannende Bezeichnung!) hätte sie etwas nach Berlin mitnehmen können. Vielleicht hätte die AfD einladen sollen? Denn beim „Kampf gegen rechts“ zeigt sich Frau Kaiser immer sehr meinungsstark und wurde dafür auch mit Posten belohnt. MdB Stephan Brandner (AfD) war ebenfalls nicht anwesend. Allerdings tourt Brandner aktuell mit einer eigenen Veranstaltungsreihe zum Thema Windkraft durch seinen Wahlkreis in Ostthüringen. Christian Tischner (CDU), Mitglied des Landtages (MdL) und Minister, lässt sich gern mit schönen Fotos bei Facebook ablichten. Dort verkauft er sich mit den Hashtags #dervonhier oder #derkümmertsich. Davon war gestern mangels Anwesenheit nichts spürbar. Auch die Kreistagsfraktionen waren kaum vertreten. Außer aus der AfD-Fraktion (4x) und der CDU-Fraktion (hier: Bürgermeister Kai Dittmann, Kreis-/Gemeinderäte Jens Dietzsch und Marco Ehlich) waren an diesem Info-Abend keine weiteren Kreisräte aus anderen Fraktionen zu sehen.

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