100 Jahre Stadtbusverkehr in Greiz

Heute vor 112 Jahren fuhr der erste Linienomnibus durch Greiz. Am 1. Juni 1913 wurde die Strecke Zeulenroda – Greiz – Reichenbach von der Bedienung mit der Postkutsche auf den Kraftomnibus umgestellt. Moment mal. Gestern wurde doch in Greiz-Gommla 100 Jahre Stadtbus gefeiert? Wer hat denn nun Recht?

Beide. Der Autor dieses Artikels und die Personen- und Reiseverkehrs GmbH Greiz! Denn die erste Autobuslinie wurde von der Post betrieben. Für einen nennenswerten innerstädtischen Verkehr waren die Busse viel zu klein. Außerdem hatten die Fahrer die Anweisung, vorrangig den Verkehr zwischen den Städten zu gewährleisten. Der erste Weltkrieg und die Wirrungen danach verhinderten die Aufnahme des innerstädtischen Verkehres. Die Greizer Stadtväter dachten damals auch über Straßenbahnen nach. Im benachbarten Gera fuhren diese schon viele Jahre erfolgreich. Doch 1925 entschied man sich endlich, einen innerstädtischen Busverkehr anzubieten. Es ging los auf der Linie 1 Schönfeld – Dölau -(Elsterberg). Obwohl Elsterberg bereits in Sachsen lag, gab es einen regen „Grenzverkehr.“ Denn eine eigentliche Grenze gab es in dem Sinne nicht. Die Linie wurde schnell zum Erfolg und 1927 gab es schon die erste Linie zum Ortsteil Pohlitz. Schnell kamen weitere Linien dazu: Irchwitz, Raasdorf, Teichwolframsdorf, Langenwetzendorf usw. Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges ging es mit Ausnahme der Weltwirtschaftskrise 1929/30 immer aufwärts.

Dann kam dieser schreckliche Krieg. Einige der neuesten Greizer Busse wurden beschlagnahmt und blieben irgendwo auf den Schlachtfeldern Europas zurück. Treibstoff wurde rationiert und Strecken konnten nicht mehr im vollen Umfang oder gar nicht mehr bedient werden. Die Greizer Stadtväter suchten Alternativen und fanden sie – im Oberleitungsbus, auch O-Bus genannt. Der Versuch, im Krieg eine O-Buslinie aufzubauen, war tollkühn. 1943 begann man und nach Kriegsende konnte man das erste Teilstück in Betrieb nehmen. Auch der Busverkehr in andere Ortsteile lief langsam wieder an. Organisations- und Improvisationstalente wurden benötigt. 1947 konnte man die O-Busstrecke aus der Stadt Greiz heraus wieder ins sächsische Elsterberg verlängern.

Im Laufe der Geschichte wurde aus dem Städtischen Busbetrieb der VEB Kraftverkehr Greiz. Der VEB Kraftverkehr Zeulenroda wurde ein Betriebsteil. Bis 1989 wurde der Verkehr immer weiter erweitert.

Dann kam die politische Wende. Der Betriebsdirektor Watteroth war ein großer Fan der Privatisierung. Erlöste den Güterkraftverkehr als erstes heraus und verkaufte sie an die Spedition TTS zusammen mit dem Verkehrshof in Zeulenroda. Nur dem damaligen Chef des Personenverkehrs Hans-Werner Uhlmann ist es zu verdanken, dass aus dem VEB Kraftverkehr Greiz über Umwege die PRG Greiz wurde und als kreiseigene GmbH bestehen blieb bis heute. Leider hat es ihm die Politik nicht gedankt.

100 Jahre fahren die Busse nun im Landkreis Greiz. Angefangen hat es als städtischer Betrieb. Heute geht das Verkehrsnetz über die Landesgrenzen des Freistaates und die des Landkreises hinaus. Neue Herausforderungen stehen vor der Tür.

Alles Gute – und auf viele erfolgreiche Jahre in der Zukunft.

Die Geschichte des Greizer Stadtbusverkehrs und der Zeit der O-Busse ist anschaulich dargestellt in zwei Büchern, die ich gern empfehlen würde. Sie sind bei der PRG Greiz erhältlich oder auch im Buchhandel.

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